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  • AutorenbildAntje Homfeldt

Konditionierung

Aktualisiert: 2. Apr. 2021


Nach den Lerntheorien wird Verhalten, dass sich lohnt häufiger gezeigt. Das Verhalten, dass sich nicht lohnt wird weniger häufig gezeigt werden. So weit, so gut. Die Idee, Verhalten zu formen mit Hilfe von Verstärkern ist jedem bekannt. „Mach sitz“, dann gibt es einen Keks. Und auch wir Menschen kennen das gut, „Räum dein Zimmer auf, dann gibt es 5€.“, Bring eine 2 in der Klassenarbeit, dann hat Mama eine Überraschung. Oder das Gegenteil: Wage es nicht eine schlechte Note zu bringen, sonst…!“Nach dem Hirnforscher Prof. Dr. Dr. Gerald Hüther passiert dabei sinngemäß folgendes: Im Hirn entstehen Verknüpfungen, die fest mit der Tätigkeit verbunden sind, positiv wie negativ und in der Konsequenz lernen wir nur noch für die Belohnung oder um die Bestrafung zu umgehen und werden dabei immer kreativer im Austricksen von Mama und Papa. Wir merken, dass wir manipuliert werden und fangen selbst an zu manipulieren, die eigenen Eltern, die Lehrer und später unseren Chef. Was sinkt ist die intrinsische Motivation eine Tätigkeit auszuführen, der Spaß daran neues zu Lernen und die Einsicht, die dann nötig wird, wenn man eine nicht so beliebte Aufgabe erfüllen soll.




Warum ist das so? Unser Gehirn ist, wie bei allen Säugetieren, auf bedingungsloses Erfüllen unserer Grundbedürfnisse nach Zuwendung, Nahrung und Schutz ausgerichtet. So entwickeln wir uns am besten. Eine sichere Bindung entsteht. Werden unsere Bedürfnisse häufig nicht gestillt oder an Bedingungen geknüpft, wie das bei Belohnung und Bestrafung gleichermaßen der Fall ist, entsteht eine Störung, die sich sogar lebenslang auswirkt. So haben unsicher gebundene Menschen z.B. häufiger Probleme mit sozialen Beziehungen und haben ein geringeres Selbstwertgefühl und verschiedene Ängste. Gleichfalls ist die erste Beziehung wie eine Art Schablone für unsere Beziehungen im späteren Leben. Wir werden immer auf der Suche nach genau diesem Bindungsmuster sein, denn wir kennen nur dieses und es ist uns vertraut.


Zurück zum Hund. Jeder Hund ist i.d.R. in seinen ersten Wochen sicher gebunden. Sonst könnte er nicht überleben. Das bedingungslose Erfüllen aller Grundbedürfnisse ist für ihn selbstverständlich. Er fühlt sich in seinem Wesen und seiner Einzigartigkeit angenommen und beschützt. Keine Hundemama käme auf die Idee ihre Welpen zu einem Abbild ihrer Wünsche und Vorstellungen zu machen. Sie würde sie unterstützen in ihrem Erkundungsverhalten und ihnen einen Rahmen vorgeben, in dem sie sich bewegen können. Sie würde ihnen nach und nach erklären, welche Verhaltensweisen in der jeweiligen Situation angebracht sind und die Welpen würden das nachahmen und möglicherweise auch einsehen, dass all die Dinge die Mama sagt auch Sinn ergeben. Genau das ist ihre Schablone. Es ist die Art von Beziehung, nach der sie ihr Leben lang streben werden. Wir können daher davon ausgehen, dass auch unser Hund Anpassungsstörungen entwickeln wird, wenn wir Futter und soziale Interaktion an Bedingungen knüpfen.


Treffen wir also lieber nachvollziehbare Entscheidungen und setzen diese friedlich und konsequent um, als unseren Hund zu einer futtergesteuerten Marionette zu machen. Kein Hund wird jemals verstehen, warum er "sitz" machen soll, wenn ein Artgenosse kommt. Möglicherweise wird er es tun, solange die Belohnung in seinen Augen angemessen ist. Er wird es aber sofort unterlassen, wenn sie ausbleibt (nach Lerntheorie: negative Strafe). Wir könnten unserem Hund aber durchaus erklären, dass wir als Anführer unserer Gruppe für die Begrüßung von Fremden und Artgenossen zuständig sind und er geduldig abwarten soll, bis wir entschieden haben, wie und ob der Kontakt weitergeht. Er würde es schon bald verstehen und auch in Zukunft angemessen agieren, selbst wenn wir nicht in unmittelbarer Nähe sind.


Fordern wir doch weniger automatisierte Aktionen, hören wir auf, unseren Hund zu dressieren und unnatürliches Verhalten abzuverlangen. Zeigen wir ihm stattdessen im täglichen Miteinander, dass wir ein zuverlässiger und souveräner Anführer sind, dem man sich auch ohne Leckerchen gerne anschließt.


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