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Entspannt an der Leine – Führung aus der inneren Mitte

  • Autorenbild: Antje Homfeldt
    Antje Homfeldt
  • 17. Juli
  • 6 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 18. Juli

Spaziergänge mit dem Hund sind weit mehr als Bewegung an der frischen Luft. Sie sind Begegnung, Beziehung, Kommunikation – und oft auch Konfrontation mit uns selbst. Viele machen die Erfahrung, das Technik allein nicht reicht, um einen Hund zu führen. Wenn wir uns wünschen, dass unser Hund entspannt an der Leine läuft, beginnt die Reise nicht beim Hund, sondern bei uns. Bei unserer inneren Haltung unseren Emotionen. Denn Führung ist kein äußerer Akt – sie ist ein innerer Zustand.


Innere Haltung: Was bedeutet Führung wirklich?


Führung ist kein Dominieren, kein Kontrollieren, kein „Ich bestimme, du folgst“. Wahre Führung ist Präsenz. Es ist das stille, klare Wissen um den eigenen Weg, das Vertrauen in die eigene Richtung. Ein Hund, der geführt wird, spürt nicht Zwang – sondern Sicherheit. Er orientiert sich an einem Menschen, der bei sich ist, der weiß, wo es langgeht, und der ihn mitnimmt.

Führung bedeutet, Verantwortung zu übernehmen – für sich selbst und für das gemeinsame Feld. Es ist ein energetischer Raum, den wir öffnen, in dem der Hund sich entspannen kann, weil er weiß: „Du hast das im Blick. Ich darf loslassen.


Unsere Einstellung zum Führen – lästig oder lebendig?


Bevor wir überhaupt in Führung gehen können, lohnt sich ein ehrlicher Blick auf unsere innere Haltung dazu. Viele Menschen verbinden „Führen“ mit Druck, Verantwortung, Kontrolle – und empfinden es als lästig oder sogar unangenehm. Vielleicht, weil sie selbst negative Erfahrungen mit Autorität gemacht haben. Vielleicht, weil sie glauben, Führung bedeute, ständig alles im Griff haben zu müssen.

Doch Führung ist nicht Last – sie ist Einladung. Sie ist die Möglichkeit, Klarheit zu leben, Richtung zu geben, Sicherheit zu schenken. Wenn ich Führung als etwas Negatives empfinde, werde ich sie unbewusst vermeiden – und mein Hund wird diese Leerstelle spüren. Er wird versuchen, sie zu füllen. Nicht aus Machtstreben, sondern aus Notwendigkeit.

Führung darf leicht sein. Natürlich. Still. Sie beginnt dort, wo ich mich selbst ernst nehme – und bereit bin, Verantwortung für den gemeinsamen Weg zu übernehmen. Nicht als Pflicht, sondern als Ausdruck von Beziehung.



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Selbsttest: Wie stehe ich zur Führung?


Unsere innere Haltung zur Führung wirkt oft im Verborgenen. Mit diesen Fragen kannst du dir selbst auf die Spur kommen – ehrlich, neugierig und ohne Bewertung:

  • Wenn ich das Wort „Führung“ höre – was fühle ich spontan?
  • Habe ich in meinem Leben Führung eher als Unterstützung oder als Druck erlebt?
  • Fühle ich mich wohl, wenn ich Verantwortung übernehme – oder meide ich sie?
  • Glaube ich, dass Führung mit Kontrolle zu tun hat – oder mit Klarheit?
  • Wie reagiere ich, wenn mein Hund mich „fragt“, wo es langgeht?
  • Habe ich das Gefühl, dass ich führen muss – oder dass ich führen darf?

Nimm dir ein paar Minuten Zeit, um diese Fragen schriftlich zu beantworten. Du wirst überrascht sein, wie viel Klarheit dabei entsteht. Denn nur wenn du weißt, wie du zur Führung stehst, kannst du sie bewusst gestalten – statt unbewusst auszuweichen.

Innere Bilder und Emotionen: Wie sie unseren Körper formen


Unsere Gedanken sind nicht unsichtbar. Sie zeigen sich – in unserer Körperhaltung, unserer Atmung, unserem Gang. Wenn ich innerlich angespannt bin, weil ich „funktionieren“ will oder Angst habe, dass mein Hund wieder zieht, dann spürt mein Hund das sofort. Mein Körper wird hart, mein Blick eng, meine Bewegungen unruhig. Ich sende Signale, die Unsicherheit oder Druck ausstrahlen – und mein Hund reagiert darauf.

Wenn ich hingegen ein inneres Bild von Gelassenheit trage, von einem gemeinsamen, ruhigen Gehen, dann verändert sich alles: Meine Schultern sinken, mein Atem wird tiefer, mein Gang wird rhythmisch. Ich bin in meiner Mitte – und mein Hund sieht mich als das, was ich bin: ein verlässlicher, ruhiger Pol.


Bei sich bleiben – oder dem Hund hinterher?


Viele Menschen lassen sich von ihrem Hund „führen“, ohne es zu merken. Der Hund zieht, sie folgen. Der Hund bleibt stehen, sie warten. Der Hund entscheidet – und sie reagieren. Dabei verlieren sie ihre innere Mitte, ihren eigenen Weg. Sie sind nicht mehr in Führung, sondern im Modus des Hinterherlaufens.

Bei sich bleiben heißt: Ich spüre meinen Körper, meine Richtung, meine Absicht. Ich gehe meinen Weg – und lade meinen Hund ein, mitzukommen. Nicht durch Druck, sondern durch Klarheit. Ich bin nicht gegen ihn, sondern mit ihm – aber ich bleibe in meiner Führung.


Der Hund als Spiegel – eine andere Perspektive einnehmen


Hunde sind feine Seismografen unserer inneren Welt. Sie spiegeln unsere Unruhe, unsere Unsicherheit, unsere Zerrissenheit – aber auch unsere Klarheit, unsere Liebe, unsere Präsenz. Spirituell betrachtet sind Hunde Lehrer. Sie zeigen uns, wo wir stehen, ohne Worte, ohne Urteil. Sie fordern uns auf, echt zu sein.

Wenn mein Hund zieht, frage ich mich: Wohin ziehe ich gerade innerlich? Wo möchte ich mit dem Kopf durch die Wand? Wenn er nicht folgen will: Wo bin ich selbst unklar? Wenn er nervös ist: Was in mir ist gerade nicht in Balance?

Diese Fragen sind keine Kritik – sie sind Einladungen zur Selbsterkenntnis.


Leithunde: Natürliches Führen ohne Druck


In der Natur führen Leithunde nicht durch Lautstärke oder Härte. Sie führen durch Präsenz, durch Klarheit, durch Selbstverständlichkeit. Sie gehen voran, weil sie wissen, wohin – und die anderen folgen, weil sie vertrauen.

Ein Leithund ist nicht der Stärkste – sondern der Klarste.

Diese Mentalität können wir kultivieren:

  • Durch Selbstreflexion: Wer bin ich in der Beziehung zu meinem Hund?

  • Durch Achtsamkeit: Wie bewege ich mich, wie spreche ich, wie denke ich?

  • Durch innere Arbeit: Was sind meine Ängste, meine Muster, meine Bilder?

Leithundmentalität ist kein Verhalten – es ist ein Bewusstseinszustand.



🚶‍♀️ Übung: Präsentes Gehen – in Verbindung mit dir und deinem Hund


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Diese Übung ist eine Einladung, den Spaziergang als bewussten Moment der Präsenz zu erleben. Sie hilft dir, dich zu zentrieren, deinen Körper zu spüren und deinem Hund eine klare, ruhige Führung zu bieten – ganz ohne Worte, ganz ohne Technik.

Vorbereitung

  • Beginne den Spaziergang bewusst. Nimm dir einen Moment, bevor du losgehst.
  • Stehe still. Spüre deine Füße am Boden. Spüre deinen Atem.
  • Richte deine Aufmerksamkeit nach innen: Wie geht es dir gerade? Bist du ruhig, angespannt, abgelenkt? Nimm dir Zeit, bis du wirklich bereit bist.
👉 Tipp: Du kannst dir diese Übung als Audio selbst aufnehmen – mit deiner eigenen Stimme. So kannst du sie beim Gehen anhören und dich immer wieder daran erinnern, präsent und zentriert zu bleiben. Deine Stimme wirkt dabei wie ein innerer Anker. Schritt für Schritt:

Präsentes Gehen

  1. Finde deinen Rhythmus   Gehe in deinem Tempo – nicht schneller, nicht langsamer, als es sich für dich stimmig anfühlt. Dein Hund wird sich an deinem Rhythmus orientieren, wenn du ihn klar hältst.
  2. Spüre deinen Körper   Lenke deine Aufmerksamkeit in deine Füße. Spüre jeden Schritt. Dann in deine Beine, dein Becken, deinen Oberkörper. Lass deine Schultern locker, deinen Blick weich und offen.
  3. Mache dir deine Körperhaltung bewusst   Richte dich auf. Stell dir vor, du wirst von einem unsichtbaren Faden am Scheitel sanft nach oben gezogen. Dein Brustkorb ist offen, dein Blick geht ruhig nach vorn. Du nimmst Raum ein – nicht durch Größe, sondern durch Präsenz. Du gehst nicht „nebenher“, sondern bewusst. Du bist da.
  4. Nimm eine Leithund-Haltung ein   Stell dir vor, du bist ein Leithund: ruhig, klar, souverän. Du gehst voran, weil du weißt, wohin. Du brauchst keine Kontrolle – deine Haltung spricht für sich. Spüre diese innere Qualität: „Ich bin da. Ich bin klar. Ich gehe meinen Weg.“
  5. Atme bewusst   Dein Atem ist dein innerer Taktgeber. Wenn du merkst, dass du unruhig wirst, kehre zurück zu deinem Atem. Atme tief und ruhig – das stabilisiert deine innere Mitte.
  6. Halte deine Richtung   Entscheide dich bewusst für deinen Weg. Wenn dein Hund stehen bleibt oder zieht – bleibe innerlich bei dir. Spüre: Gehe ich noch meinen Weg? Oder folge ich gerade seinem Impuls?
  7. Beobachte ohne zu bewerten   Nimm wahr, wie dein Hund reagiert. Spiegelt er deine Ruhe? Oder deine Unruhe? Sei neugierig – nicht kritisch.
  8. Bleibe in Verbindung   Präsentes Gehen heißt nicht, den Hund zu ignorieren. Es heißt, mit ihm zu gehen – aber aus deiner Mitte heraus. Spüre die Leine als energetische Verbindung, nicht als Kontrolle.

Reflexion nach dem Gehen

  • Wie hat sich deine Körperhaltung auf deinen Hund ausgewirkt?
  • Gab es Momente, in denen du dich besonders klar und präsent gefühlt hast?
  • Was hat dein Hund dir über deine innere Haltung gezeigt?

Fazit: Entspannt an der Leine beginnt in dir


Wenn du möchtest, dass dein Hund dir folgt, dann folge zuerst dir selbst. Finde deine Mitte, deine Klarheit, deine Richtung. Sei präsent, sei ruhig, sei du selbst. Dein Hund wird es spüren – und sich entspannen. Vielleicht wirst du sofort eine Veränderung bemerken, sei dennoch geduldig - mit dir und mit deinem Hund. Nachhaltige Veränderung braucht Zeit. Begleite deinen inneren Prozess mit Verständnis und Mitgefühl.

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