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  • AutorenbildAntje Homfeldt

Kontrollierendes Verhalten

Aktualisiert: 7. Apr. 2021


Dein Hund verfolgt dich auf Schritt und Tritt in deinen vier Wänden? Du freust dich insgeheim und denkst: „Er liebt mich eben und möchte immer bei mir sein.“ Wenn es dir so geht, dann musst du jetzt sehr stark sein. 😉

Um eins vorwegzunehmen, ja er liebt dich ganz sicher, nur eben anders, als du denkst. Denn ein Hund der Herrchen oder Frauchen permanent verfolgt, zeigt kontrollierendes Verhalten. Er möchte immer genau wissen, was du gerade tust, weil er dir ein selbstständiges Leben nicht zutraut und meint dich unterstützen zu müssen. Diese Sichtweise trägt er dann auch in andere Lebensbereiche, was zu vielfältigen Problemen führen kann.


Gründe für kontrollierendes Verhalten


Zunächst einmal muss der Hund eine gewisse Veranlagung zu kontrollierendem Verhalten mitbringen. Je nach Charakter ist die Motivation sehr unterschiedlich und auch die Folgen, die sich daraus ergeben.


  • Wenn ein Hund als Welpe zu dir kommt, wird er sich erstmal an dich hängen. Das ist ganz normal. Für ihn ist alles neu und er versucht sich zu orientieren. Wenn du nun dieses Verhalten aber laufen lässt, wird er es nach und nach als seine Aufgabe ansehen. Es wäre also sinnvoll schon von Beginn an bestimmte Regeln aufzustellen, ihm einen Liegeplatz zuzuteilen, den einen oder anderen Raum zum Tabu zu erklären und sich von Zeit zu Zeit aus seinem Blickfeld zu entfernen, ohne dass er hinterher tappern darf. Das gleiche gilt, wenn dein Hund bereits erwachsen ist.

  • Manche Hunde verfolgen ihren Besitzer nicht um ihn zu kontrollieren, sondern weil sie in der Erwartung sind, dass etwas Schönes passieren könnte. Vielleicht geht es raus in den Garten, vielleicht wird der Kühlschrank geöffnet und es fällt ein Stück Käse heraus, vielleicht wird gespielt. Hier wurde der Hund letztlich durch Belohnen seines Verhaltens darauf konditioniert zu folgen. Es wird also reichen, deinen Hund in diesen Situationen über einige Zeit konsequent zu ignorieren, bis er merkt, dass es für ihn keinen Sinn mehr macht, dich zu verfolgen.

  • Du bist für deinen Hund immer verfügbar. Er darf jederzeit Streicheleinheiten einfordern, setzt oder legt sich auch gern mal auf dich und du belohnst das Ganze, indem du ihn streichelst und kraulst. Ich kann dir nur empfehlen solch ein abforderndes Verhalten konsequent zu ignorieren, indem du dich abwendest oder ihn wegschiebst und dich dann mit anderen Dingen beschäftigst.

  • Er legt oder setzt sich auffallend häufig auf deine Füße, um nicht zu verpassen, wann du dich bewegst und du tolerierst es. Auch hier kontrolliert er dich. Du darfst ihn dann gern sanft mit deinen Füßen wegschieben oder ihn wegschicken.


Mögliche Folgen


Grundsätzlich gilt, ein Hund, der seinem Besitzer nicht zutraut in den eigenen vier Wänden allein klarzukommen, wird ihm das auch in der „gefährlichen“ Welt draußen nicht zutrauen. Je nach Typ Hund entwickeln sich unterschiedliche Verhaltensauffälligkeiten:


  • Er wird eigenmächtig für Schutz und Sicherheit sorgen, indem er Passanten oder andere Hunde anbellt, anspringt, anknurrt oder sie anderweitig vertreibt.

  • Er wird sich große Sorgen machen, wenn sein Besitzer das Haus verlässt und entsprechend schwer allein bleiben können.

  • Wenn der Besitzer zurückkommt, wird er ihn sehr wild begrüßen und maßregeln, indem er ihn anspringt oder anbellt. (Nein auch eine wilde Begrüßung ist keine Freude, sondern die Folge von großem Stress.)

  • Entscheidungen zu treffen, traut der Hund seinem Besitzer nicht zu, deshalb verwaltet er auch Haus und Hof für ihn, indem er Besucher und Passanten verbellt oder gar attackiert.

  • Der Hund ist jederzeit bereit aufzuspringen, wenn sich der Besitzer bewegt. Er komm also nie wirklich zur Ruhe. Ein entspannter Hund schläft aber normalerweise zwischen 17 und 20 Stunden am Tag. Die Folgen von Schlafmangel sind sehr vielfältig und vergleichbar mit denen bei uns Menschen. Dauerhaft machen sie krank.


Kontrolle abgeben


Ist dein Hund ein Kontrolletti, wird dein Training an problematischen Situationen nur von Erfolg gekrönt sein, wenn du im Haus die Basis dafür legst. Kann sich dein Hund entspannt zurückziehen und schlafen, während du dich frei bewegst, dann kannst du davon ausgehen, dass er die Verantwortung für dich abgegeben hat.


Wie kannst du vorgehen:

  1. Zu den Ruhezeiten weist du ab sofort deinem Hund einen Platz zu auf dem er bleiben soll. Es sollte ein ruhiger Platz sein, in einer Ecke des Zimmers, wo du dich oft aufhältst. Plätze im Flur an der Haustür oder am Fenster sind ungünstig, weil er so kontrolliert, wer raus und rein geht und sich so verantwortlich für Besuch fühlen könnte. Er sollte auf diesem Platz nicht gestört werden. Falls Kinder im Haus sind, ist diese Zone für sie tabu.

  2. Befestige eine kurze Hausleine mit einem Geschirr an deinem Hund. Du bringst ihn auf seinen Platz und verhinderst körpersprachlich, dass er seinen Platz verlässt, indem du dich aufrecht vor ihn stellst und wartest bis er sich setzt. Das bedeutet er gibt nach. Dann gehst du einen Schritt zurück und drehst dich weg. Das ist sehr wichtig, damit er versteht, dass du genau das möchtest.

  3. Schau ihn nicht an! Anschauen ist die Aufforderung zur Interaktion.

  4. Kommt er dir hinterher, führst du ihn zurück und wartest erneut. Bleib dabei ruhig und entspannt. Es kann einige Zeit dauern, bis er nachgeben kann. Nimm dir die Zeit und führe ihn so lange zurück, bis er versteht, dass er bleiben soll. Die meisten Hunde rollen sich schon bald ein und schlafen.

  5. Steigere die Schwierigkeit, indem du das Zimmer kurz und dann länger verlässt. Bleib bei deiner Haltung. Lass dich nicht hinreißen wütend oder frustriert zu werden, dann motiviert ihn das nur mehr.

  6. Auf diesem Platz darf er nun immer ausruhen. Wenn er den Platz verlassen kann, z.B. wenn ihr Spazieren gehen wollt, lade ihn mit einer Handbewegung ein.

  7. In den ersten Wochen solltest du sehr gewissenhaft bei der Einhaltung der neuen Regel sein. Es ist wie ein Entzug für ihn. Danach sollte er diesen Platz meistens freiwillig aufsuchen, weil er weiß, dass er sich nun auf deine Eigenständigkeit verlassen kann. Zwischendurch, wenn du merkst er verfolgt dich wieder, reicht es ihn weg zu schicken und ihn damit von seiner Aufgabe zu entbinden.


Warum kein Kommando und kein Leckerli?


Das Benutzen eines Kommandos und eines positiven Verstärkers, wie einem Keks, sorgt dafür, dass dein Hund in eine Erwartungshaltung gerät. Du möchtest ihn aber von allen Aufgaben entbinden. Du möchtest, dass er ausruht und nicht darauf wartet, was als nächstes passiert. Dazu braucht es nur deine Geduld und Beharrlichkeit. Einen Raum zu begrenzen und damit Zuständigkeiten zu verwalten, ist für Hunde ganz normal. Entscheidungsträger unter Hunden nutzen es immer wieder, um Regeln aufzustellen und ihre Position zu festigen. Nutze auch du diese Gelegenheit, um dich als eigenständiger, souveräner Anführer zu präsentieren.

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